Digitale Bildung & IKT in der Bildung: Strategie der EU-Kommission

Digitale Bildung & IKT in der Bildung: Strategie der EU-Kommission

Die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung stellt Bil­dungs­sys­te­me in ganz Euro­pa vor neue Her­aus­for­de­run­gen und bie­tet zugleich enor­me Chan­cen. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on hat die stra­te­gi­sche Bedeu­tung digi­ta­ler Tech­no­lo­gien und digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen für die Zukunft Euro­pas erkannt. Mit ihrer Stra­te­gie zur digi­ta­len Bil­dung und dem Fokus auf IKT in der Bil­dung ver­folgt die EU das Ziel, die all­ge­mei­ne und beruf­li­che Bil­dung zukunfts­fä­hig zu gestal­ten. Die­ser Arti­kel beleuch­tet die zen­tra­len Säu­len die­ser Stra­te­gie, ihre Zie­le, die geplan­ten Maß­nah­men sowie die Her­aus­for­de­run­gen bei ihrer Umset­zung. Es wird unter­sucht, wie die EU die Mit­glied­staa­ten dabei unter­stützt, die Poten­zia­le der Digi­ta­li­sie­rung voll aus­zu­schöp­fen und eine inklu­si­ve, hoch­wer­ti­ge digi­ta­le Bil­dung für alle zu gewähr­leis­ten.

Kontext und Entstehung der EU-Strategie

Die Not­wen­dig­keit einer gemein­sa­men euro­päi­schen Stra­te­gie für digi­ta­le Bil­dung und IKT erwuchs aus der rasan­ten Ent­wick­lung digi­ta­ler Tech­no­lo­gien (Digi­ta­ler Wan­del) und deren tief­grei­fen­dem Ein­fluss auf Gesell­schaft, Wirt­schaft und Arbeits­markt. Um sicher­zu­stel­len, dass die Bür­ger der EU auf die­se Ver­än­de­run­gen vor­be­rei­tet sind und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit Euro­pas gewahrt bleibt, erkann­te die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on die drin­gen­de Not­wen­dig­keit, die Bil­dungs­sys­te­me anzu­pas­sen. Der his­to­ri­sche Kon­text zur Ent­wick­lung der aktu­el­len Initia­ti­ven, wie dem Digi­tal Edu­ca­ti­on Action Plan, reicht zurück bis zur Erkennt­nis, dass digi­ta­le Kluf­ten sowohl zwi­schen den Mit­glied­staa­ten als auch inner­halb der Gesell­schaf­ten bestehen und über­wun­den wer­den müs­sen. Glo­ba­le digi­ta­le Ent­wick­lun­gen, wie die zuneh­men­de Bedeu­tung von Daten, künst­li­cher Intel­li­genz und Cloud Com­pu­ting, ver­stärk­ten den Hand­lungs­be­darf. Ins­be­son­de­re die COVID-19-Pan­de­mie im Jahr 2020 wirk­te wie ein Kata­ly­sa­tor. Sie deck­te die Schwach­stel­len vie­ler Bil­dungs­sys­te­me im Hin­blick auf digi­ta­le Infra­struk­tur, Leh­rer­aus­bil­dung und digi­ta­le Lehr-Lern-Metho­den scho­nungs­los auf. Die pan­de­mie­be­ding­te Umstel­lung auf Fern­un­ter­richt ver­deut­lich­te ein­drück­lich, war­um eine robus­te und inklu­si­ve digi­ta­le Bil­dung kein Luxus, son­dern eine grund­le­gen­de Not­wen­dig­keit ist. Die­se Erkennt­nis­se und die dar­aus resul­tie­ren­de Dring­lich­keit führ­ten zur For­mu­lie­rung ehr­gei­zi­ge­rer Stra­te­gien und Initia­ti­ven auf EU-Ebe­ne, um den digi­ta­len Wan­del in der Bil­dung pro­ak­tiv zu gestal­ten.

Kernziele und Handlungsfelder der Strategie der EU-Kommission

Die über­ge­ord­ne­ten Zie­le der EU-Stra­te­gie zur digi­ta­len Bil­dung sind klar defi­niert: Sie zie­len dar­auf ab, die Bil­dungs­sys­te­me der Mit­glied­staa­ten fit für das digi­ta­le Zeit­al­ter zu machen und allen Bür­gern glei­che Chan­cen im Hin­blick auf digi­ta­le Teil­ha­be und Kom­pe­tenz­ent­wick­lung zu ermög­li­chen. Zu den Haupt­zie­len gehö­ren die Ver­bes­se­rung der digi­ta­len Infra­struk­tur in Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, die umfas­sen­de För­de­rung digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen bei Ler­nen­den und Lehr­kräf­ten sowie die Unter­stüt­zung der Ent­wick­lung und Nut­zung inno­va­ti­ver digi­ta­ler Lern­öko­sys­te­me. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on agiert als zen­tra­ler Akteur (Wer?) in der Koor­di­na­ti­on und Initi­ie­rung die­ser Bemü­hun­gen. Was unter­nimmt die Kom­mis­si­on kon­kret? Sie hat meh­re­re Hand­lungs­fel­der iden­ti­fi­ziert, die im Digi­tal Edu­ca­ti­on Action Plan (DEAP) 2021–2027 kon­kre­ti­siert wur­den (eine Wei­ter­ent­wick­lung des Plans von 2018). Die­ser Plan umfasst zwei stra­te­gi­sche Prio­ri­tä­ten: 1) Die För­de­rung eines leis­tungs­fä­hi­gen digi­ta­len Bil­dungs­öko­sys­tems und 2) die Ver­bes­se­rung digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen für den digi­ta­len Wan­del. Inner­halb die­ser Prio­ri­tä­ten wer­den kon­kre­te Initia­ti­ven ver­folgt. Wie wer­den die­se Zie­le erreicht? Dies geschieht durch die Bereit­stel­lung von Leit­li­ni­en, Emp­feh­lun­gen, die Finan­zie­rung von Pro­jek­ten (z.B. über Pro­gram­me wie Eras­mus+ und die Auf­bau- und Resi­li­enz­fa­zi­li­tät) und den Aus­tausch bewähr­ter Ver­fah­ren zwi­schen den Mit­glied­staa­ten. Wich­ti­ge Initia­ti­ven umfas­sen bei­spiels­wei­se die Unter­stüt­zung von Kon­nek­ti­vi­täts­pro­jek­ten für Schu­len, die Ent­wick­lung euro­päi­scher digi­ta­ler Bil­dungs­platt­for­men, die För­de­rung von Initia­ti­ven zur digi­ta­len Kom­pe­tenz­be­wer­tung und ‑ent­wick­lung (z.B. Dig­Comp-Rah­men­werk) sowie die Unter­stüt­zung der beruf­li­chen Wei­ter­bil­dung von Lehr­kräf­ten im Bereich IKT in der Bil­dung. Die­se Maß­nah­men sol­len sicher­stel­len, dass digi­ta­le Tech­no­lo­gien effek­tiv in Lehr- und Lern­pro­zes­se inte­griert wer­den (Wo? – in allen Bil­dungs­be­rei­chen, von der Vor­schu­le bis zur Erwach­se­nen­bil­dung) und dass alle Akteu­re – Ler­nen­de, Lehr­kräf­te, Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger – über die not­wen­di­gen Fähig­kei­ten und Res­sour­cen ver­fü­gen.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­le:
Mit­tei­lung der Kom­mis­si­on an das Euro­päi­sche Par­la­ment, den Rat, den Euro­päi­schen Wirt­schafts- und Sozi­al­aus­schuss und den Aus­schuss der Regio­nen – Akti­ons­plan für digi­ta­le Bil­dung (2018)
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52018DC0022

Förderung Digitaler Kompetenzen in der EU

Die Stär­kung digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen auf allen Ebe­nen des Bil­dungs­sys­tems bil­det eine zen­tra­le Säu­le der EU-Stra­te­gie. Ziel ist es, dass sowohl Ler­nen­de als auch Leh­ren­de über die not­wen­di­gen digi­ta­len Fähig­kei­ten ver­fü­gen, um in der moder­nen, digi­ta­li­sier­ten Welt erfolg­reich zu sein. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on hat ver­schie­de­ne Initia­ti­ven ins Leben geru­fen, um dies zu unter­stüt­zen. Ein ent­schei­den­des Rah­men­werk hier­für ist Dig­Comp (Euro­pean Digi­tal Com­pe­tence Frame­work), das beschreibt, wel­che digi­ta­len Kom­pe­ten­zen für das Leben, Ler­nen und Arbei­ten in der digi­ta­len Gesell­schaft not­wen­dig sind. Es glie­dert Kom­pe­ten­zen in ver­schie­de­ne Berei­che wie Infor­ma­ti­ons- und Daten­kom­pe­tenz, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Kol­la­bo­ra­ti­on, Erstel­lung digi­ta­ler Inhal­te, Sicher­heit sowie Pro­blem­lö­sung.

Neben der direk­ten För­de­rung von Schü­le­rin­nen und Schü­lern liegt ein star­ker Fokus auf der Lehr­kräf­te­fort­bil­dung Digi­tal. Päd­ago­gen müs­sen nicht nur digi­ta­le Werk­zeu­ge beherr­schen, son­dern auch ver­ste­hen, wie sie die­se effek­tiv in Lehr- und Lern­pro­zes­se inte­grie­ren kön­nen. Pro­gram­me zur beruf­li­chen Ent­wick­lung unter­stüt­zen Lehr­kräf­te dabei, ihre digi­ta­len didak­ti­schen Fähig­kei­ten aus­zu­bau­en. Die EU Skills Agen­da ergänzt die­se Bemü­hun­gen, indem sie digi­ta­le Kom­pe­ten­zen als Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­ti­on für den Arbeits­markt her­vor­hebt und euro­pa­wei­te Initia­ti­ven zur Kom­pe­tenz­ent­wick­lung för­dert. Die­se umfas­sen­den Maß­nah­men sol­len sicher­stel­len, dass nie­mand zurück­ge­las­sen wird und alle EU-Bür­ger die Chan­cen der Digi­ta­li­sie­rung nut­zen kön­nen. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu die­sen Initia­ti­ven fin­den sich auf der Web­sei­te der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on unter Digi­ta­le Kom­pe­ten­zen | Gestal­tung der digi­ta­len Zukunft Euro­pas (Euro­päi­sche Kom­mis­si­on), die einen detail­lier­ten Über­blick über die ver­schie­de­nen Ansät­ze zur För­de­rung digi­ta­ler Fähig­kei­ten bie­tet.

Infrastruktur und IKT in der Bildung

Eine soli­de IKT Infra­struk­tur Bil­dung ist die Grund­la­ge für erfolg­rei­che digi­ta­le Bil­dung. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on erkennt die Not­wen­dig­keit, Bil­dungs­ein­rich­tun­gen in ganz Euro­pa mit ange­mes­se­ner Kon­nek­ti­vi­tät, geeig­ne­ter Hard­ware und moder­nen digi­ta­len Werk­zeu­gen aus­zu­stat­ten. Die Inte­gra­ti­on von Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien (IKT) in Lehr- und Lern­pro­zes­se ist ent­schei­dend, um inno­va­ti­ve Päd­ago­gik zu ermög­li­chen. Dies umfasst nicht nur den Zugang zu schnel­lem Inter­net, son­dern auch die Bereit­stel­lung von digi­ta­len Platt­for­men und E‑Learning EU Tools, die per­so­na­li­sier­tes und fle­xi­bles Ler­nen unter­stüt­zen.

Die Bemü­hun­gen der EU zie­len dar­auf ab, einen gemein­sa­men euro­päi­schen Raum für digi­ta­le Bil­dung zu schaf­fen, in dem Inhal­te, Platt­for­men und Tech­no­lo­gien naht­los genutzt wer­den kön­nen. Dies beinhal­tet die För­de­rung der Ent­wick­lung und Ver­brei­tung hoch­wer­ti­ger digi­ta­ler Lern­ma­te­ria­li­en und die Unter­stüt­zung von Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten bei der Ein­füh­rung und Nut­zung digi­ta­ler Lern­platt­for­men. Die Inte­gra­ti­on von Digi­ta­len Tech­no­lo­gien Schu­le soll den Unter­richt berei­chern, die Kol­la­bo­ra­ti­on för­dern und die admi­nis­tra­ti­ven Pro­zes­se erleich­tern. Die Poli­tik­be­rei­che, die sich spe­zi­ell auf digi­ta­les Ler­nen und die Inte­gra­ti­on von IKT in die Bil­dungs­sys­te­me der EU kon­zen­trie­ren, sind auf der Web­sei­te der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on unter Digi­ta­les Ler­nen und IKT in der Bil­dung | Gestal­tung der digi­ta­len Zukunft (Euro­päi­sche Kom­mis­si­on) detail­liert beschrie­ben.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der ambi­tio­nier­ten Zie­le und umfas­sen­den Stra­te­gien steht die digi­ta­le Bil­dung in Euro­pa vor erheb­li­chen Her­aus­for­de­run­gen Digi­ta­le Bil­dung. Eine der größ­ten Hür­den ist die digi­ta­le Kluft, die sich sowohl in unter­schied­li­chen Zugän­gen zu Tech­no­lo­gie und Infra­struk­tur zwi­schen städ­ti­schen und länd­li­chen Gebie­ten als auch in sozio­öko­no­mi­schen Unter­schie­den mani­fes­tiert. Nicht alle Mit­glied­staa­ten sind in der Lage, die not­wen­di­ge IKT Infra­struk­tur glei­cher­ma­ßen bereit­zu­stel­len, und die Aus­stat­tung von Schu­len und Haus­hal­ten vari­iert stark. Zudem fehlt es oft an aus­rei­chen­der Qua­li­fi­zie­rung bei Lehr­kräf­ten und dem nöti­gen tech­ni­schen Sup­port in den Schu­len.

Auch die Unter­schie­de in den Bil­dungs­sys­te­men und natio­na­len Prio­ri­tä­ten der ein­zel­nen Mit­glied­staa­ten stel­len eine Her­aus­for­de­rung für eine koor­di­nier­te euro­päi­sche Umset­zung dar. Die Gewähr­leis­tung der Inklu­si­on Bil­dung ist dabei ein zen­tra­les Anlie­gen – digi­ta­le Bil­dung muss für alle zugäng­lich und nutz­bar sein, unab­hän­gig von indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen oder Hin­ter­grün­den.

Der Aus­blick auf die Zukunft Bil­dung Euro­pa im digi­ta­len Zeit­al­ter bleibt jedoch posi­tiv, da die EU-Kom­mis­si­on die Bedeu­tung kon­ti­nu­ier­li­cher Inves­ti­tio­nen und Anpas­sun­gen betont. Zukünf­ti­ge Ent­wick­lun­gen wer­den vor­aus­sicht­lich eine wei­te­re Ver­tie­fung der Inte­gra­ti­on von KI in Bil­dungs­pro­zes­se, die Ent­wick­lung fort­schritt­li­che­rer digi­ta­ler Lern­um­ge­bun­gen und eine noch stär­ke­re Beto­nung der Ent­wick­lung kri­ti­scher digi­ta­ler Fähig­kei­ten umfas­sen. Die lang­fris­ti­gen Zie­le blei­ben die Schaf­fung eines resi­li­en­ten, inklu­si­ven und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen digi­ta­len Bil­dungs­raums in Euro­pa, der allen Bür­gern die Werk­zeu­ge an die Hand gibt, um im 21. Jahr­hun­dert erfolg­reich zu sein.

Weiterführende Quellen

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